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▻ Nimm Sacateca, er ist ein Wissender, und seine Vorliebe ist das Tanzen. Also tanzt er und weiß. ◄

▻ Ist die Vorliebe eines Wissenden also das, was er tut, um zu wissen? ◄ 

▻ Ja, das ist richtig. ◄ 

▻ Aber wie kann das Tanzen Sacateca zum Wissen verhelfen? ◄ 
▻ Man könnte sagen, Sacateca tanzt mit allem, was er hat. ◄
▻ Tanzt er so, wie ich tanze? Ich meine, wie man eben so tanzt? ◄

▻ Sagen wir lieber, er tanzt so, wie ich sehe, aber nicht so, wie du vielleicht tanzt. ◄

▻ Aber sieht er auch so, wie du siehst? ◄

▻ Ja, aber außerdem tanzt er. ◄

Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit, Neue Gespräche mit Don juan 

Musik als Spiegel der Seele

Die Basis-Elemente, die Musik konstituieren, finden sich 1:1 in uns selbst wieder. Für den einen mag das waghalsig klingen –
für mich ist es Erfahrungswissen geworden.

Das, was sich als kompositorische Objekte und als Formen des Klangs durch Raum und Zeit bewegt, sind direkte Abbilder unserer seelischen Bewegungen.
So bietet auch jedes wohlgeformte Stück dem Hörenden die Möglichkeit, in das Reich der Seele aufzusteigen und ein neues Verständnis von sich selbst als Mensch und als Sein zu entwickeln.

Ein neuer Anfang

Ich könnte von Vorne anfangen, bei meiner Geburt 1995.
Aber ich springe etwas weiter, und erzähle dir von mir heute.
Wie uns alle, hat mich eine Kindheit und Jugend geprägt, die mir mit den Herausforderungen die Sie mir gestellt hat, einen Weg der Transformation und des Wachstums geschenkt hat, der mir heute große Freude bereitet.
Das war natürlich nicht immer so, aber Leid ist unser Lehrer.
Weil ich diesem Lehrer tief in die Augen sehe, traue ich es mir zu, dich auf deinem Weg der Entfaltung zu begleiten.
Ich denke und fühle, es braucht vor allem eine umfassende Demut vor dem Schicksal des Einzelnen, um das Potenzial der Entfaltung darin zu erkennen und manchmal wie der Löwenzahn ein Gegenüber zu sein, das dieses Potenzial für den Anderen hält. 

"Ich habe mein Lächeln verloren, 

aber keine Sorge. 

Der Löwenzahn hat es." 

 

*Thich Nhat Hanh - Ich pflanze ein Lächeln

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Wo war die Musik ? 

Die Musik war – wie bei uns allen – omnipräsent in meinem Leben, von Geburt an. Von musikalischer Früherziehung bis zum sinn­befreiten Musikunterricht auf dem Gymnasium.
Mit ca. 10 Jahren begann ich Schlagzeugunterricht zu nehmen, ein paar Jahre noch Gitarre mit dazu, bis ich dann mit 16–17 alles aufgab und mir von meinen Eltern Ableton Live zum Geburtstag schenken ließ (eine Software zum Produzieren von (Live-)Musik).
Jahrelang war ich als DJ und Produzent aktiv, hielt meine Sachen aber meist unter Verschluss, zeigte nur wenig meinen engen Freunden und war stets zutiefst skeptisch und unzufrieden,
was meinen Ausdruck anging.
Ich war lange mit dem Gefühl beschäftigt, dass es einfach nicht gut genug sei. Das ging so weit, dass ich Jahre später alle meine Projekte löschte und mein gesamtes Equipment verkaufte.

Versteht mich bitte nicht falsch: Meine Sachen waren weder schlecht noch ungenügend. Heute würde ich sagen, dass sogar das Gegenteil der Fall war. Aber ich war so besetzt vom Gefühl des Ungenügend-Seins, dass ich mich selbst und meine Kunst nicht mehr wahrnehmen konnte.
Ich schätze, dass ich danach wohl 2–3 Jahre kaum etwas angefasst habe, was mit Musik zu tun hatte.
Ein Freund ermutigte mich dann immer wieder im Satsang-Raum unseres spirituellen Lehrers, an die Djembe zu gehen, und holte mich Stück für Stück aus meiner Erstarrung.

Nach einer persönlichen Odyssee landete ich in Hamburg und begann an der Medical School am Campus Arts, Change and Social Science, Expressive Arts in Social Transformation zu studieren.
Hier schloss sich der Kreis der Künste, die ich in meinem Leben bereits berührt hatte, da das Studium einen intermedialen Ansatz verfolgte:
Das Bildhafte meiner Mutter, mit der ich viel gemalt hatte; das poetische und rhetorische Geschick meines Vaters, mit dem Sprache stets das Mittel der Kunst war; und meine persönliche Liebe zur Musik mit der neuen Welt des Tanzens, Theaters oder – allgemein – der Performing Arts.

Meine Schulzeit hat mich eines gelehrt:
Ich sei nicht gut genug.


Und das durch Menschen, die keinerlei Zeit aufgewandt haben, um mich nach den Grundwerten der Menschlichkeit zu betrachten.
Stattdessen gab es ein System, eine Schablone – eine starre Matrix.
Und wer sich in dieser nicht vollkommen aufgegeben und eingefügt hat, der war "nicht gut genug", um Teil des sozialen Gefüges bleiben zu dürfen.
Der war nicht gut genug, um sich eine Zukunft in Freude, Fülle und Erfolg ausmalen zu dürfen.
Solche Menschen wurden aussortiert.
Ausgeschlossen.

„Nur wer folgt, darf überleben.“


Ganz nach dem preußischen Kriegsrecht:
Fahnenflüchtige werden erschossen.
Aus dieser Zeit stammt nämlich auch unser Schulsystem –
errichtet, um gute Gefolgschaft zu erziehen.

All die Entwürdigungen und Herabsetzungen, die ich erleben musste, haben in mir etwas zum Glühen gebracht:
eine brennende Sehnsucht, die wahren Fragen des Lebens zu erforschen –
die Fragen meiner Seele.

So begann meine eigentliche Reise:
mein echtes Lernen –
mein Lernen zu lernen.
Denn ohne wahrhaftige Fragestellung, ohne intrinsischen Antrieb, ohne Forschergeist und „Beginner’s Mind“ ist Lernen nur sinnlose Reizaufnahme.
„Fressen und Kotzen“ – mehr nicht.

 

Heute weiß ich:
Jede neue Bewegung, die ich auf der Handpan lerne, entsteht aus einer inneren Bewegung –
aus einer Regung meines Herzens.
Kein Warten mehr auf bessere Tage,
kein stumpfes Üben ohne Seele.
Jede Geste, jeder Klang wird zur Begegnung mit mir selbst.
Mit jedem Ton komme ich mir näher –
in Richtung meines echten, lebendigen Ausdrucks.

Es reicht. Schluss mit Anpassung und Unterdrückung.
Es ist Zeit für Freiheit. Für Wahrheit. Für Selbstsein.

Meine Schulzeit und mein erwachendes Bewusstsein für ein neues Lernen

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